Digital News Report 2022 zeigt Rückgang beim News-Konsum

Über 90.000 Befragte geben Aufschluss über die News-Nutzung in 2022. Außerdem: Wie können Leser:innen vom eigenen Nachrichten-Angebot überzeugt werden?

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Gründe für die steigende Vermeidung von Nachrichten.
Reuters Institute for the Study of Journalism, Forward Publishing

Digital News Report 2022: Immer mehr Menschen meiden Nachrichten

Während der Pandemie wuchsen digitale Angebote, darunter der News-Konsum, rasant. Im Digital News Report 2022 findet das Reuters Institute for the Study of Journalism (RISJ) allerdings Anzeichen für einen Rückgang der Zahlungsfreudigkeit für Online-News. In den USA sank die Zahl der zahlenden Leserschaft für Online-News etwa um zwei Prozent im Vergleich zum Vorjahr. In Deutschland ist dieser Trend noch nicht zu beobachten – im Vergleich zu 2021 stieg die Zahlungsbereitschaft um fünf auf 14 Prozent.

Der Report offenbart aber ein strukturelles Problem. Die in den letzten 10 Jahren gesunkene News-Reichweite im traditionellen Konsum von Printzeitungen wird nicht von digitalen Angeboten aufgefangen. Stattdessen vermeiden immer mehr Menschen jegliche News. „Wir stellen fest, dass sich viele Menschen zunehmend von den Nachrichten abkoppeln“, schreiben die Autor:innen.

Auf die Frage, welche News-Quelle sie in der letzten Woche genutzt hätten, gaben 15 Prozent der befragten US-Bürger:innen „keine“ an. Zum Vergleich: 2013 machte diese Gruppe nur drei Prozent aus. Auch in Deutschland nahm das Vertrauen in Nachrichten leicht ab, ist im internationalen Vergleich aber noch recht hoch angesiedelt.

Die Gründe sind vielfältig und haben auch mit Struktur und Funktion der digitalen News-Landschaft zu tun. Von den News-Verweigerern geben 43 Prozent an, dass zu viel Covid-19-Berichterstattung sowie Politik abschreckt. 36 Prozent nennen die Auswirkungen von negativen Neuigkeiten auf die eigene Stimmung als Grund. 29 Prozent sagen, dass sie von der schieren Menge an Nachrichten erschöpft sind. 29 Prozent finden News-Quellen nicht vertrauenswürdig oder voreingenommen.

Das sind Entwicklungen, denen Redaktionen und Verlage entgegensteuern müssen. Das Dauerfeuer monothematischer Nachrichten ermüdet. Darunter leidet auch die gründliche Auseinandersetzung mit vielfältigen Themen.

Dass ein Thema „funktioniert“, also gut geklickt wird, heißt nicht zwangsläufig, dass Leserinnen und Leser diese Nachrichten wirklich ständig lesen wollen, sagt Benjamin Piel, Chefredakteur des Mindener Tageblatts. „Das zu ausgeprägte Starren auf die Klicks und die Lesedauer der zahlenden Kunden kann dazu führen, dass das Zuschnappen der Effektfalle mit Zufriedenheit verwechselt wird“, schreibt er in seinem Artikel „Läuft die Durchökonomisierung journalistischer Inhalte heiß?“. „Menschen drücken regelmäßig aus, dass sie von ihrem Lokalmedium Distanz, Objektivität, Zurückhaltung, Seriosität und gerade keine Zuspitzung erwarten. So könnte ironischerweise ausgerechnet das Streben nach der Befriedigung des Nutzerinte­resses dazu führen, dass Menschen sich abwenden.“

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