Social Media dominiert US-Medienkonsum, automatisierter Journalismus und profitable Paywall-Strategien

Diese Woche im Publisher Update: Social Media avanciert zum beliebtesten Medium in den USA und warum automatisierter Journalismus für kleine Verlage eine Chance sein kann.

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Hoher Zuwachs der Abo-Zahlen bei der Tageszeitung LeParisien durch Premium-Inhalte.
LeParisien

US-Medienkonsum: Social Media hängt TV ab

Laut US Media Consumption Report, herausgegeben von Attest, einer Plattform für Verbraucherforschung, avancieren soziale Netzwerke 2021 zum beliebtesten Medium der US-Amerikaner:innen und verdrängen damit das Fernsehen vom ersten Platz.

Vor allem YouTube hat in diesem Jahr großen Zulauf erhalten: 87 Prozent der Studienteilnehmenden geben an, das Videoportal mindestens einmal im Monat zu nutzen. Dicht darauf folgt Facebook mit 82 Prozent. Auch TikTok ist weiter auf Wachstumskurs: 48 Prozent der Befragten nutzen das soziale Netzwerk mindestens einmal pro Monat. Die Audio-App Clubhouse hingegen erhält weitaus weniger Aufmerksamkeit. 83 Prozent berichten, die Plattform noch nie verwendet zu haben.

Ein überraschendes Ergebnis des Reports ist, dass Social Media keineswegs nur jüngeren Zielgruppen vorbehalten bleibt. 87 Prozent der befragten Personen im Alter von 55 bis 66 Jahren nutzen Social Media täglich.

Immer weniger Amerikaner:innen informieren sich im Fernsehen über das aktuelle Weltgeschehen. Lediglich 32 Prozent der Befragten schauen Nachrichten im TV. Das Vertrauen gegenüber klassischen US-amerikanischen Fernsehsendern ist ebenfalls signifikant gesunken: Die Glaubwürdigkeit wird je nach Sender nur noch zwischen 30 und 47 Prozent angegeben.

Eine weitere eher überraschende Erkenntnis des US Media Consumption Report zeigt, dass Print-Zeitungen nach wie vor beliebt sind. Besonders bemerkenswert: 32 Prozent der befragten Millennials geben an, regelmäßig Zeitung zu lesen – erst danach folgt die Boomer-Generation mit 25 Prozent.

KI & Crowdsourcing: Niederländische Zeitung will über 60.000 Fußballspiele berichten

Die niederländische Regionalzeitung NDC plant, über 60.000 lokale Fußballspiele in der Berichterstattung abzudecken. Was für einen kleinen Newsroom mit begrenztem Personal kaum umsetzbar scheint, soll durch Künstliche Intelligenz möglich werden.

Die NDC-Redaktion nutzt dafür natürliche Sprachgenerierung (NLG), also die automatische Produktion natürlicher Sprache durch Maschinen. In diesem Prozess kombiniert die KI Inhalte einer Crowdsourcing-Plattform, auf der Trainer:innen Fotos und Informationen zum jeweiligen Spiel hochladen können, zu Spielberichten.

"Dank automatisierten Journalismus sind wir in der Lage, über jedes einzelne lokale Fußballspiel zu berichten, wie es sonst niemand tut", erklärt Ard Boer, Projektleiter Sport von NDC. "Kombiniert mit dem Crowdsourcing-Element, wird die Nahbarkeit und die Interaktion in den lokalen Sport-Communitys gefördert und schafft damit einen Mehrwert für unsere Nachrichtenmarke.”

Die lokalen Spielberichte sind kostenlos und werden mit kostenpflichtigen Inhalten und Premium-Sportjournalismus kombiniert, um Einnahmen zu erzielen. Hohe Interaktionsraten und wachsende Besucherzahlen könnten sich darüber hinaus positiv auf das Anzeigengeschäft auswirken. Redakteurinnen und Redakteure konzentrieren sich derweil weiter auf komplexe und kreative Inhalte, die Künstliche Intelligenz (noch) nicht liefern kann. Auch für kleinere Verlage in diesem Zusammenhang besonders wichtig: Ein effizientes Redaktionssystem mit intelligenter Multi-Channel-Distribution.

Paywall-Strategie: Le Parisien steigert Abo-Zahlen durch Premium-Inhalte

Die Pariser Tageszeitung Le Parisien verdoppelte 2020 ihre digitalen Abo-Zahlen durch kostenpflichtige Premium-Inhalte.

In den vergangenen Jahren setzte Le Parisien zunächst auf eine Standard-Paywall mit einer Mischung aus kostenfreien und kostenpflichtigen Artikeln. Nutzer:innen konnten sich durch eine begrenzte Anzahl freier Inhalte pro Monat vor Abschluss eines Abonnements von der journalistischen Qualität überzeugen.

Mit der Zeit erhöhte die Tageszeitung die Zahl der Premium-Artikel, die ausschließlich für zahlende Abonnent:innen zugänglich waren. Zunächst produzierte die Redaktion zehn Premium-Artikel täglich, Ende 2020 waren es bis zu 50 Inhalte.

Die Strategie zahlte sich aus: Über 90 Prozent aller neuen Abos wurden durch Premium-Artikel gewonnen. Mit einer sukzessiven Preiserhöhung von fünf auf acht Euro pro Monat steigerten sich zusätzlich zu den digitalen Abonnent:innen auch die Einnahmen der lokalen Tageszeitung. Le Parisien-Geschäftsführerin Sophie Gourmelen erklärt gegenüber der World Association of News Publishing, dass sie die aktuelle Ratio von 0,4 Abos pro Artikel künftig auf eine Verhältnis von 1:1 steigern wolle. Ein ambitioniertes Ziel.

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