Mediennutzung im Netz steigt, Newsletter-Sponsoring als Erfolgsmodell und Innovationen im Journalismus
Heute im Publisher Update: Aktuelle ARD/ZDF-Onlinestudie misst Medienkonsum im Internet, Nachrichten-Start-up Axios weiter auf Wachstumskurs und warum Innovationen für Verlage essenziell sind.

Mediennutzung im Netz wächst weiter: Video- und Audioinhalte boomen
Seit 1997 untersucht die ARD/ZDF-Onlinestudie jedes Jahr die Entwicklung der Internetnutzung in Deutschland. Ein besonderer Schwerpunkt liegt dabei auf der Messung des Medienkonsums im Netz.
Laut Studie nutzen 94 Prozent der deutschen Bevölkerung das Internet. Insgesamt sind 76 Prozent ab 14 Jahren täglich online, ein Anstieg um vier Prozent im Vergleich zum Vorjahr.
Mit dem allgemein zunehmenden Internetkonsum erhöht sich auch der Medienkonsum im Netz. Dazu zählen unter anderem Video-Angebote, Podcasts, Radiosendungen, Online-Zeitungen und Streaming-Dienste wie Spotify oder Netflix. Die durchschnittliche Nutzungsdauer steigt hier von täglich 100 Minuten (2018) auf 136 Minuten im Jahr 2021.
Mit 64 Minuten pro Tag ist der Konsum von Video-Inhalten besonders hoch. Die Tagesreichweite der Video-Streamingdienste steigt von 17 Prozent im Jahr 2020 auf aktuell 22 Prozent. TV-Sendungen in Mediatheken oder auf YouTube verzeichnen einen leichten Anstieg von fünf Prozent im Vorjahr auf zusammen acht Prozent im Jahr 2021.
Auch Audio-Streaming ist weiter beliebt. Rund 45 Prozent der Befragten nutzen Musikstreaming-Angebote, überwiegend von Marktführer Spotify. Auch der Konsum von Radiobeiträgen im Netz legt um sieben Prozent im Vergleich zum Vorjahr zu. Tägliche oder wöchentliche Podcasts verzeichnen ein Wachstum von vier auf nunmehr 16 Prozent.
Zusammenfassend stellt die Studie fest, dass Radio, Musik oder Podcasts über das Internet insgesamt von zwei Dritteln der Bevölkerung regelmäßig, also mindestens einmal pro Woche, gehört werden. An einem Durchschnittstag entfallen 56 Minuten auf Online-Audio.
Mit einer täglichen Nutzungsdauer von 20 Minuten ist Text das drittstärkste Medium im Netz. 61 Prozent der Befragten geben an, die Online-Ausgaben von Zeitungen und Zeitschriften täglich oder wöchentlich zu lesen. Verlage profitieren hier von einem intuitiven Redaktionssystem, das mehr Zeit für gute Inhalte freimacht. Artikel-Angebote von Radio- und Fernsehsendern werden von 35 Prozent der Studienteilnehmer genutzt.
Unter den Social Media Plattformen ist Facebook mit 28 Prozent täglicher oder wöchentlicher Nutzung nach wie vor die Nummer Eins, dicht gefolgt von Instagram (26 Prozent), das sechs Punkte im Vergleich zum Vorjahr zulegt.
Mehr zum Thema: ARD/ZDF-Onlinestudie
Axios: Mit Newsletter-Sponsoring zu Umsatzrekorden
Das US-amerikanische News-Startup Axios schrieb bereits drei Jahre nach der Gründung durch die renommierten Journalisten Jim VandeHei, Mike Allen und Roy Schwartz im Jahr 2016 schwarze Zahlen. Das Konzept: „Snackable“ und „Sharable“ News-Content für die Generation iPhone – komplett kostenlos. Axios konzentriert sich dabei auf Nachrichten aus Wirtschaft, Politik und Technologie.
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Das Konzept ist so erfolgreich, dass Axios seinen Umsatz im Jahr 2020 um 30 Prozent auf 60 Millionen Dollar steigern konnte. In diesem Jahr rechnet das Nachrichtenunternehmen mit zusätzlichen 25 Millionen Dollar. Überraschender Grund für das rasante Wachstum: das Anzeigengeschäft im Newsletter-Bereich. Mehr als die Hälfte der gesamten Erlöse wurde durch das “Presented by”-Sponsoring der vier Millionen täglich versendeten Newsletter erzielt.
Eine zweite wichtige Einkommensquelle für das Unternehmen bildet der Lokalbereich. 14 individuelle Newsletter-Produkte für verschiedene US-Regionen bietet die Marke Axios Local seit Jahresbeginn an. 400.000 Leser:innen nutzen das Angebot, Tendenz steigend. Das Neugeschäft soll Prognosen zufolge in diesem Jahr bis zu fünf Millionen Dollar zum Gesamtumsatz beitragen.
Innovation in der Medienbranche: Wer nicht experimentiert, verliert
Das Center for Media, Data and Society (CMDS) erörtert mit Medien-Experten in einem Artikel zum Thema Innovation und Journalismus, warum Innovationsgeist für Publisher und Verlage so herausfordernd wie erfolgsentscheidend ist.
Nachrichtenunternehmen müssen einen kulturellen Wandel vollziehen, der weit über die Integration neuer Technologien hinausgeht, sagt Dr. Jane Singer, Professorin für Innovation im Journalismus an der City University in London. Diesen Ansatz teilt auch Devadas Rajaram, Professor am Asian College of Journalism in Chennai, Indien. Journalismus braucht ihm zufolge eine Neudefinition. Dazu gehöre etwa, die Bedürfnisse der Leser:innen noch stärker in den Mittelpunkt zu stellen.
Neue Technologien können Nachrichtenunternehmen dabei unterstützen. "Man kann innovative Wege finden mit dem Publikum in Kontakt zu treten oder Aufgaben automatisieren, die zu viele Personalressourcen in Anspruch nehmen,“ erklärt Federica Cherubini, Leiterin der Abteilung Leadership Development beim Reuters Institute for the Study of Journalism.
Den richtigen Innovationsmix zu finden und in der Praxis zu etablieren, ist für Publisher und Verlage allerdings ein komplexer Prozess mit vielen Herausforderungen. Viele Arbeitsprozesse und Strukturen sind nicht mehr zeitgemäß, das Management oft zu risikoscheu oder es mangelt an finanziellen Mitteln, um neue Strategien umzusetzen. Damit Innovation gelingt, brauchen Publisher laut Dr. Gillian Young, Innovations-Strategin in der Medienbranche, vor allem Experimentierfreudigkeit. Ziel für jedes Medienunternehmen sollte es sein, journalistische Werte, miteinander vernetzte Content-Formate und die Einbindung des Publikums im Kontext der technologischen Möglichkeiten zu erforschen.
Die technische Grundlage ist dabei ein entscheidender Faktor. Beispielsweise hat der Berliner Verlag diesen Kulturwandel bereits erfolgreich mit einer Digital-First-Strategie eingeläutet.
Mehr zum Thema: What do we mean by innovation? And why is implementing it so darned hard for news organizations?
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