Kontext-KI für die Google Suche, Leitfaden für Kulturwandel und Facebook News

Heute im Publisher-Update: LaMDA und MUM sollen Googles Suche noch besser machen und Facebook versucht sich an einem eigenen News-Stream in Deutschland.

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Google arbeitet weiter daran, seine Dominanz in der Internet-Suche auszubauen.  
Bild: Google

Kontext-KI soll die Suche revolutionieren

Auf der Entwicklerkonferenz I/O stellt Google jährlich die neusten Technologien aus eigenem Hause vor. Seit einigen Jahren dreht sich dabei fast alles um Künstliche Intelligenz, die in sämtliche Google-Produkte Einzug hält – und so auch den Journalismus beeinflusst.

Konkret zeigte Google auf der I/O 2021 zwei neue KI-Techniken: Das mit unzähligen Dialogen trainierte KI-System LaMDA (“Language Model for Dialogue Applications”) kann detailliert Fragen zu ausgewählten Sachverhalten beantworten, versetzt sich beispielsweise in die Rolle des Zwergplaneten Pluto und klärt über dessen Atmosphäre auf. Diese Wissensvermittlung im Dialog verläuft laut Google-Chef Sundar Pichai niemals gleich und ermöglicht eine natürlichere Interaktion mit der Suche.

Das mit Text-, Bild- und Videodaten parallel trainierte KI-System MUM (“Multimodal unified model”) kann deutlich besser als die bisherige Google-Suche Kontext erfassen. MUM soll laut Pichai KI dabei helfen, Informationen ähnlich wie ein Mensch zu verarbeiten, und qualitativ das umfangreiche Google Such-Update BERT deutlich übertreffen. Schon das BERT-Update beschäftigte SEO-Spezialisten viele Monate.

Für Verlage bedeutet Googles KI-Vorstoß, dass der IT-Konzern zukünftig noch besser darin sein wird, Inhalte im Netz zu aggregieren, zu verstehen und deren Kernaussagen im Kontext von Suchanfragen oder Orten direkt passend an Nutzer auszuspielen – und das sehr wahrscheinlich innerhalb der eigenen Services wie der Suche oder dem Assistant. Die Urheberrechtsdiskussion zu Textauszügen auf Google dürfte also nur der Anfang gewesen sein.

Der KI-Journalist Maximilian Schreiner beschreibt die neuen Google KIs LaMDA & MUM bei MIXED im Detail.

Leitfaden für kulturellen Wandel in News-Unternehmen

„Verbrennt die Schiffe“, so lautet die Überschrift für den „Leitfaden für den Kulturwandel in News-Unternehmen“. Herausgegeben wird er von der World Association of News Publishers (WAN-IFRA) und dem Facebook Journalism Project.

Der martialische Titel soll die Notwendigkeit drastischer Entscheidungen im News-Geschäft verdeutlichen: Die Digitale Transformation erfordere „eine neue Denkweise und das Verständnis, dass Veränderungen in der Welt, in der wir heute leben, nicht die Ausnahme, sondern die Regel sind“, heißt es in dem Leitfaden.

Zwar hätten sich viele Verlage schon auf das digitale Zeitalter eingestellt (dazu gehört beispielsweise eine effiziente Cloud-Infrastruktur), aber die Maßnahmen müssten noch tiefgreifender werden: Das Nachrichtenprodukt müsse „vollständig verändert“ werden.

Ausgangspunkt für den Wandel sollen Nutzerbedürfnisse sein, die in den Mittelpunkt der Unternehmensstrategie rücken. Verlage müssten in Produkten statt in Inhalten denken. Wenn sich die Leser:innen verstanden fühlten, seien sie eher dazu bereit, zu zahlen.

Der vollständige Leitfaden ist kostenlos verfügbar: “Burn the ships: a Guide to Igniting Cultural Change in News Media Companies”

Facebook News startet in Deutschland

Nach Google möchte jetzt auch Facebook die eigenen Services mit Inhalten von Verlagen aufwerten: „Facebook News“ wird ein dedizierter Nachrichtenstrom auf der Facebook-Plattform, der ausschließlich mit journalistischen Inhalten bestückt ist.

Mehr als 100 Medienmarken sind zum Start im Mai 2021 dabei, unter anderem Die Zeit, Der Spiegel, Frankfurter Allgemeine Zeitung, Handelsblatt und Tagesspiegel. Weitere Partner sollen im Laufe des Jahres folgen.

Facebook beschreibt den neuen Service wie folgt: „Facebook News bietet eine Mischung aus kuratierten und personalisierten Nachrichten um Menschen mit informativen, zuverlässigen und relevanten Informationen zu versorgen. Zusätzlich zu den wichtigsten Schlagzeilen und Geschichten des Tages erhalten Leser Vorschläge, die auf ihre persönlichen Interessen zugeschnitten sind, basierend auf den Nachrichten, die sie lesen, teilen und abonnieren. Darüber hinaus ist Facebook News eine Plattform, auf der Nutzer neue Themen und Geschichten entdecken können, die ihren Interessen entsprechen.“

Facebook wird laut eigenen Angaben Verlage und Medien für bei Facebook News veröffentlichte „zusätzliche Inhalte“ bezahlen. Außerdem ergeben sich laut Facebook „weitere Möglichkeiten, um aus Traffic Werbeeinnahmen und Abonnements zu generieren.“

„Wir wollen herausfinden, wie wir gerade angesichts des Erfolgs unserer Abomodelle neue Interessierte für unsere Marken begeistern können — aber auch bestehende Abonnent:innen besser halten können, indem wir sie auf neuen Kanälen erreichen“, sagt Sefan Ottlitz, Geschäftsführer vom SPIEGEL-Verlag.

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